Kapelle zu Mölme

Foto: E.Hallemann

Wir befinden uns am Nordostrand eines langgestreckten Jurakalkrückens, des an seiner höchsten Stelle 111,5 Meter hohen Messeberges.

Mölme gehört zur Gruppe der "Heimsiedlungen" und ist wahrscheinlich zu Beginn der Unterwanderung der Cherusker durch die Sachsen im 2./3. Jahrhundert nach Christus gegründet worden. Folgt man den ersten urkundlichen Erwähnungen des Ortsnamens (1260 Muilnem, 1264 Molnem), so könnte ein Muil oder Moln als Sippenältester der Gründer des Dorfes gewesen sein.

Die weitere Besiedlung (wahrscheinlich sechs Hofstellen) erfolgte systematisch als "Sackgassendorf": Alle Gehöfte hatten die Ausfahrt zu einem freien Platz in der Dorfmitte und erst von dort zur Feldmark. Der Ort lag ursprünglich entfernt von der Hauptstraße, mit der er nur durch eine kurze Zufahrtsstraße verbunden war.

Die alte Ansiedlung (im Gau Astvala zu GoEggelsen gehörend) bestand aus gleichberechtigten Hofstellen, die in der Dorfmark Hofgrundstücke von gleicher Größe hatten. Die Feldmark war gemeinschaftliches Eigentum und wurde genossenschaftlich genutzt.

Diese Verhältnisse änderten sich erst mit der Einführung des Lehnswesens. Die ursprünglich freien Hof- und Grundbesitzer mußten nun ihre Höfe und Ländereien als zinspflichtige Bauern auf Meierrecht (Pacht auf Zeit) bewirtschaften, die ihnen von den Lehnsherren (belehnte Ritter) auferlegt wurden.

Die Besitzverhältnisse änderten sich erst im 13. Jahrhundert wieder, als dem Kloster Loccum ein Großteil der Mölmer Ländereien zugesprochen wurde, und nun fast alle Mölmer Bauern dem Kloster Loccum gegenüber zinspflichtig waren.

In diese Zeit fällt wohl auch der Bau der ersten Mölmer Kapelle, die aus Naturbruchsteinen auf dem freien Thieplatz (Gerichts- und Versammlungsstätte) in der Mitte des Dorfes errichtet wurde. Vielleicht gaben Loccumer Klosterbrüder (Mönche des Zisterzienser-Ordens), die einen Klosterhof in Oedelum verwalteten, dazu die Anregung. Es ist die Epoche des Hochmittelalters, geprägt durch Scholastik und intensives missionarisches Wirken der Mönchsorden, die sich zunächst durch romanischen, bald durch gotischen Kirchenbau ihre Denkmäler setzte.

Als 1542 die Reformation im Hildesheimer Land - und damit auch in Mölme - eingeführt wurde, heißt es im Visitationsprotokoll: "Mollem est filia in hogen Eggelsen" (Mölme ist eine Filia, also eine Tochtergemeinde von Hoheneggelsen). Seither bildet die selbständige Kapellengemeinde mit dem benachbarten Hoheneggelsen eine gemeinsame Kirchengemeinde: die Mölmer evangelischen Christen sind im Hoheneggelser Kirchenvorstand vertreten und haben in der Hoheneggelser Wehrkirche ihre eigene Kirchenbank.

Die Errichtung der heutigen Kapelle ist im Zusammenhang mit der Gründung der Schule im Jahre 1699 zu suchen, da beide eng miteinander verbunden waren. Mit der Anstellung eines Lehrers hatte man zugleich eine geeignete Persönlichkeit zum Abhalten von Lesegottesdiensten und der Katechismuslehre.

1769 erfolgte die Anschaffung einer Glocke, parallel dazu wurde als selbständiger Bauteil in Holzfachwerk und aus Naurbruchsteinen der Turm errichtet. Von seiner Basis, die auf der Decke der Kapelle verankert ist, erhebt er sich 8 m bis zur Spitze.

Im Jahre 1888 wurden die Fachwerkwände der Kapelle mit Solinger Platten behängt. Die geborstene Glocke wurde 1905 von der Glockengießerei Radler in Hildesheim umgegossen. Die neue Glocke erhielt die Inschrift:"Die Lebenden ruf ich. Die Toten geleite ich." Gleichzeitig wurden vier Fenster aus Kathedralglas eingebaut.

In der ersten demokratischen Ratssitzung stiftete die politische Gemeinde Mölme 1919 eine Turmuhr mit Betglockenwerk und ein Jahr später eine größere Uhrglocke, die auf der Spitze des Turmes installiert wurde. Diese mußte 1942 zu Kriegszwecken abgeliefert werden und war nach dem Krieg nicht mehr auffindbar. Es wurde daher 1961 in Heidelberg eine neue Uhrglocke gegossen - sie trägt die Inschrift: "Meine Zeit steht in deinen Händen. Mölme 1961". Ein Jahr später wurde bei der gleichen Firma Schilling eine zweite Glocke gegossen mit der Inschrift: "Bekümmert euch nicht, denn die Freude am Herrn ist eure Stärke. Zum 80. Geburtstag von Erich Peters, geweiht am 1. Ostertage 1962." Seither laden zwei Glocken die evangelische Gemeinde zum Gottesdienst.

Foto: E.Hallemann

1934 wurde anläßlich einer neuen Vermalung der bisherige einfache Tisch durch einen Altar ersetzt. Darüber hängt das im Jahre 2006 von der Reisegruppe Mölme-Hoheneggelsen gestiftete Abendmahlsschnitzwerk aus dem Riesengebirge.

Die letzte umfassende Erneuerung und Renovierung des Innenraumes fand 1960 statt: die bis dahin fehlende Kanzel wurde aufgestellt, der Altar erneuert und neues Gestühl angeschafft.

In der Kapelle richtet sich der Blick auf den schlichten Altar (1960) mit seinen je zwei von den Familien Himstedt (1934) und Peters (ca.1970) gestifteten Leuchtern und dem modernen Kruzifix (ca. 1960). Die Taufschale (ca.1930) und insbesondere Abendmahlskelch (1802), Patene (1814), Oblatendose (1841) und die Weinkanne (ca. 1850) - bis 1972 Hoheneggelser Abendmahlsgeschirr! - werden wegen ihres Wertes nicht in der Kapelle aufbewahrt. Gleiches gilt für die 1998 vom Ehepaar Heinert gestiftete Weihnachtskrippe. Während der Advents- und Weihnachtszeit wird die Kapelle durch den von Karl Schünemann gespendeten Herrnhuter Weihnachtsstern erleuchtet.

Links vom Altar hören die Gemeindeglieder von der 1960 gefertigten Kanzel das Wort Gottes, während sich rechts die traditionellen Ehrenplätze der Mölmer Konfirmanden befinden.

An der Turmwand sehen wir die Gedenktafeln für die Gefallenen der beiden Weltkriege, die der Hildesheimer Bildschnitzer Ellerbrock schuf. Daneben befindet sich das moderne Harmonium, das 1991 von der Familie Peters gestiftet wurde. Darüber hängt das - ursprünglich in die Friedhofskapelle Banteln gehörende - Gemälde von der "Auferweckung des Jünglings zu Nain", das älteste Stück der Mölmer Kapelle (um 1700).

Eine komplette Neuvermalung des Innenraumes lässt die Kapelle seit 2009 in neuen, wärmeren Farben erscheinen.

Foto: E.Hallemann

Im Osten neben der Kapelle steht das alte Schulhaus, wo früher der Lehrer (der zugleich Küster und Organist/Kantor war) wohnte. Gründung und Bau einer Schule auf dem Dorfplatz waren schon gegen Ende des 16. Jahrhunderts durch die Mölmer Eltern erfolgt. Die ersten Lehrer waren Handwerker. Als die Schule 1846 eine Einrichtung der Gemeinde wurde, wurde 1856/57 ein neues Schulgebäude errichtet, wesentlich finanziert wiederum durch die Eltern, die aber in Zukunft den Lehrer nicht mehr durch den sog. "Korbbissen" mit Nahrungsmitteln versorgen mußten. Erst durch den Anbau des großen Unterrichtsraumes (das heutige Heimatmuseum) erhielt die Schule ihre heutige Gestalt. Im Zuge der Schulreform wurde der Unterricht in Mölme im Jahre 1966 eingestellt. Bis ins Jahr 1933 war der Schullehrer laut Mölmer Gottesdienstordnung verpflichtet, am 2. Weihnachts- und Ostertag, Karfreitag, Himmelfahrt, Bußtag und Neujahr einen Lesegottesdienst und im Winterhalbjahr auch sonntäglich die Kinderlehre zu halten. Der Hoheneggelser Pastor erschien nur einmal im Frühjahr und im Herbst zum Abendmahlsgottesdienst. Erst seit 1934 übernahm der Hoheneggelser Pastor die Gottesdienste, seit 1994 gibt es in Mölme mindestens einen monatlichen Gottesdienst.

Adresse

Kohlengasse
31185 Mölme